Landesrudertag in Eberbach

22. März 2025

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Während des Tages des ersten Arbeitseinsatzes beim Wiking am 22. März 2025 wurde auch der sogenannte Landesrudertag durchgeführt. Dazu versammelt der Landesruderverband Baden-Württemberg (LRVBW) alle zwei Jahre Vorstandsmitglieder und Delegierte aus den Vereinen, um mit den zuständigen Mitarbeitenden die Verbandsarbeit vorzustellen und um in Kontakt mit den Clubs im Ländle zu kommen.

Dieses Mal – der Landesrudertag findet an wechselnden Orten statt - lud die Rudergesellschaft Eberbach in ihre lieblichen Räumlichkeiten am Ufer des schönen Neckar ein. Die altehrwürdige Rudergesellschaft gibt es bereits seit 126 Jahren und hat ihr schönes Bootshaus gleich neben der bekanntesten deutschen Ruderbootswerft.

Ehrengast war Dr. Carina Bär-Memmingen, Präsidiumsmitglied und Vizepräsidentin des Deutschen Ruderverbandes, besser bekannt ist sie als Olympiasiegerin in Frauen-Doppelvierer 2016.

Während bei trüb-kaltem Wetter im Morgengrauen im Wiking der Arbeitseinsatz der angetretenen Mitglieder startete, war es für mich als offiziell ernannten Delegierten eine Ehre, bereits um 8:30 Uhr aufzustehen, um die zuvor bei einer Beiratssitzung überreichenden Vereins-Insignien, Wiking-Emblem auf dunkelblauen Schifffahrtsblazer inklusive aller Ehrennadeln, sowie die seidene Club-Krawatte, anzulegen.

Auf dem Vereinsgelände des Wiking zeugte unterdessen die graue und schüttere Arbeitskleidung der Helfer trotz schwacher Beleuchtung deutlich von der Unwirtlichkeit der anstehenden Aufgaben. Die zum Arbeitsdienst gekommenen harrten in Reih und Glied aufgestellt auf den zugigen Bootsplatz aus, bis schartiges Werkzeug, simple Schneidegeräte und einfachste Putz-Utensilien ausgegeben waren, wie mir berichtet wurde.

Mich holte eine geheizte Verbandslimousine inklusive Fahrer pünktlich ab und schaukelte in sanfter Fahrt rheinabwärts und dann neckaraufwärts nach Eberbach. Eisig blies derweil der Wind im Karlsruher Rheinhafen durch die dünne Bekleidung derer, die beim Arbeitseinsatz zu schuften begonnen hatten.

Der Kies auf der Vorfahrt zum Bootshaus der Rudergesellschaft Eberbach knirschte sanft, als meine Limousine gemessenen Schrittes einbog. Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit kalten und warmen Speisen erwartete die Teilnehmer: Wachtel-Eierpüree, frisches Bauernbrot und peruanische Exklusiv-Kaffeeröstungen. Im Wiking gab es später trockene Brotkanten, die eigentlich als Vogelfutter vorgesehen waren und Wasser aus dem Bootsplatzschlauch. Während dessen begann der anstrengendste Teil des Landesrudertags für mich, nämlich schlummernd Tätigkeitsberichte der Ressorts anzuhören. Wenigstens waren die Sessel, die man für uns bereitgestellt hatte, bequem. Zwischendurch sang der Junioren-Chor der Rudergesellschaft frohe Sportlieder.

Die glücklichen Wikinger durften in dieser Zeit mit bloßen Händen und mittels ihrer Fingernägel das Unkraut aus den Ritzen kratzen. Das uns Delegierten in Eberbach aufgetragene opulente Mittagessen zu beschreiben, das ich bewältigen musste, würde hier leider den Rahmen sprengen, ich sagen nur argentinisches Roastbeef und ein extra eingeflogenes französischen Desserts aus Strasbourg füllten meinen Magen bis auf den letzten Quadratzentimeter... Was tut man nicht alles für den Verein! Danach gings es für mich mit dem geselligen Teil weiter, für alle Teilnehmer gab es Platz in sprudelnden Jacuzzis, nebenbei wurden kalte Getränke gereicht. Zum Abschluss mit belgischen Fassbier wurde ein Tanzgruppe bzw. deren Darbietungen aufgeboten. Die Gruppe bestand aus äußerst attraktiven Männer und Frauen, deren artistisches Können mit einem Potpourri schmissiger Schlagermusik gemischt wurde. Als die Sonne, hinter einer grauen Wolkenschicht verborgen, daheim über dem Rheinhafen unterging, und dort ausgezehrte Wikingerinnen und Wikinger immer noch Aufgaben erfüllten, bekamen wir in Eberbach Geschenktüten, deren Umfang leider durch die Größe der Kofferräume der Verbandslimousinen begrenzt war. Da ist also noch Luft nach oben!

Unterdessen labten sich die verhärmten Arbeitseinsatz-Wikinger an kalter Pizza und Cola vom Discounter, streunende Hunde lasen jedes zu Boden gefallene Stück auf.

Meine Rückfahrt nach Karlsruhe verschlief ich aus Erschöpfung fast komplett, insgesamt war es eine sehr erfolgreiche Teilnahme zum Ruhm und Ehre des Karlsruher Ruder-Verein Wiking v. 1879 e.V. meinerseits. Beim passieren des Vereinsgeländes konnte gerade noch sehen, wie abgearbeitete Wikinger und Wikingerinnen in rissig und staubig gewordenen Arbeitskleidungen müde nach Hause trottenden.

(Text und Foto: Hannes Blank)

 

 

 

 

 

 

 

Artikel vom: 6. Oktober 2025